Um es gleich vorweg zu nehmen, auch unter Einhaltung der Corona bedingten Auflagen haben es die beiden Vereine geschafft zwei spannende Wettbewerbe auszurichten. Man musste sich zum Beispiel an den Mindestabstand halten. Das führte unter anderem auch dazu, dass Bewirtungen unmöglich waren. Diese Einschränkung war aber von vornherein klar und so konnten sich alle Beteiligten drauf einrichten und haben dann mittags die selbst mitgebrachte Brotzeit gegessen. Klar, das frisch gerillte Fleisch vom Erlanger Grill hat schon gefehlt und dass der berühmte Kulmbacher Imbisswagen auch nicht vor Ort sein konnte hat war schade. Aber eigentlich kommt man ja zum Fliegen zu den Wettbewerben und auch um sich mal wieder zu treffen. Beides war trotz Corona möglich und der Spaß bei allen Beteiligten war groß.
Bei dem schon fast traditionell schönen spätsommerlichen Wetter war der erste Wettbewerb in Erlangen ein großer Erfolg. Und das nicht nur weg des schönen Wetters, sondern auch weil man wieder in einer größeren Gruppe zusammen war. Von den am Samstagabend noch 48 gemeldeten Pilotierenden waren am Sonntag in der Früh nur 41 am Platz. Das bedeutete für die Ausrichter um Klaus Bungeroth und Christian Karbacher, dass sie auf die Schnelle mal die gesamten vorher durchgeführten Arbeiten für das Auslosen der Paarungen neu machen mussten. Warum es im Zeitalter der elektronischen Medien nicht möglich ist, sich zeitnah abzumelden bleibt ein Rätsel, mit dem Anmelden klappt es ja auch immer problemlos. Und dieses leidige Thema war auch schon das Einzige, was an diesem Tag für etwas Verdruss gesorgt hat.
Klar, es gab die schon erwähnte Corona bedingte Einschränkung, dass nichts zu Essen und zu Trinken verkauft werden durfte. Und an den individuell notwendigen Sicherheitsabstand haben die Teilnehmenden ganz automatisch selber geachtet. Die fehlenden Unterschriften nach dem „Einsammeln“ der Ergebnisse durch die Helfer hat wohl auch für kein Problem gesorgt. Kurz um, trotz Corona konnte der Wettbewerb durchgeführt werden.
Geflogen wurde dann, auch wenn es schon Mitte September war, bei sommerlichen Temperaturen und ab dem späten Vormittag recht ordentlicher Thermik. Man hat den Pilotierenden angemerkt, dass ihnen das Fliegen viel Spaß gemacht hat. Nach insgesamt 5 Vorrunden standen dann die 9 Piloten des Flyoffs fest. In zwei spannenden FlyOffs konnte sich Dominik Prestele dann den Tagessieg mit F5J Höhen von 32 und 30m souverän holen. Auf Platz 2 flog Julian Benz und das Siegertreppchen wurde mit Claus Scholz komplementiert. Bei den Jugendlichen gewann Friedrich Tharandt vor David Schütz und Anna Schütz. Alle Ergebnisse findet man wie immer auf der Seite von Christian Karbacher.
Bei dem Wettbewerb durfte man zum ersten Mal in der Geschichte der F5J Bavarian Open den Motor zur Rettung des Modells wieder einschalten (und damit einen 0er für diesen Flug bekommen). Es gab im Vorfeld immer wieder die Angst, dass das zu deutlich risikoreicherem Verhalten der Pilotierenden führen würde (auch wenn ich das nicht ganz nachvollziehen konnte). Die Praxis hat aber gezeigt, dass das nicht der Fall war. Die Regel wurde genauso umgesetzt wie gedacht, bevor es zu einer risikobehafteten Außenlandung kommen konnte wurde einfach Gas gegeben, das Modell aus brenzliger Situation gerettet und sicher am Platz gelandet.
Diese Veränderung im Regelwerk hat aber bei dem einen oder anderen im Wettbewerb für dezenten Verdruss gesorgt. Der Logger selektierte nämlich jedes noch so kleine Rauschen auf der Signalleitung und quittiert das mit 3 Strichen im Display was dann zu dem erwähnten Nuller in der Wertung führt. Wer das im Vorfeld nicht schon zu Hause getestet und dann die Installation der Kabel etwas überarbeitet hat, wurde für diese Nachlässigkeit im Wettbewerb „bestraft“.
Den Helfern des Vereins, Klaus Bungeroth und Christian Karbacher und natürlich dem Landesmodellflugreferent Helmut Bauer kann man nicht genug danken, dass sie die Mühen auf sich genommen haben und den Wettbewerb organisiert und so reibungslos durchgeführt haben. Speziell den drei fleißigen Helfern, die den ganzen Tag hin- und hergelaufen sind, um die Ergebnisse der Flüge einzusammeln gilt mein spezieller Dank. Während die Wettbewerbsteilnehmer den wunderbaren Tag auf dem Flugfeld mit ihrem Hobby verbracht haben, haben die drei ihre Freizeit geopfert damit wir den Wettbewerb fliegen konnten. Aus diesem Grund fand ich es besonders toll, dass auf Initiative eines Teilnehmers am Ende des Wettbewerbs eine kleine Box aufgestellt wurde und jeder der wollte konnte freiwillig eine kleine Spende für die Helfer entrichten. Vielleicht sollte man diese Idee 2021 aufgreifen damit man so seine Anerkennung für die geleisteten Helferdienste nochmal zeigen kann. Die Startgelder der BO lassen den Vereinen in der Regel nicht so viel Spiel, um ein Helferessen oder etwas ähnliches auch noch zu finanzieren.
Der letzte Wettbewerb der F5J Bavarian Open musste dann von Coburg nach Kulmbach verlegt werden. Mit weit über 50 Anmeldungen konnten die Corona bedingten Auflagen in Coburg nicht umgesetzt werden und so hat man kurzerhand den Wettbewerb auf das deutlich größere Flugfeld der Modellflugvereinigung Kulmbach verlegt. So traf man sich bei herbstlichem, aber immerhin trocknem Wetter auf den Rotmain Wiesen, um auf die Suche nach thermischen Aufwinden zu gehen. Den herbstlichen Bedingungen mussten auch die Toppiloten ihren Tribut zollen. In fast allen Runden waren F5J Starthöhen von über 100m notwendig um die 10 Minuten voll zufliegen. Welche Leistungen man aus den kleinen, aber trotzdem leistungsfähigen Akkus bei einem modernen Antriebskonzept abrufen kann hat Walter Bednarz in der dritten Vorrunde gezeigt. Er katapultierte sein Modell in nicht mal ganz 30 Sekunden auf über 250m Höhe, was der Starthöhenrekord des Wettkampftages war.
Es war sehr spannend zu sehen, wie schwierig sich die Suche nach der Thermik im Laufe des Tages entwickelt. In der letzten Runde der zweiten Vorrunde reichten Josef Janzer hart erkämpfte 7:27 Flugzeit (bei einer F5J Höhe von 216m) noch für den 1000er. In der Gruppe davor mussten es dafür 9:56 (bei nur 136m) und der Sieger der nachfolgenden ersten Gruppe der 3. Vorrunde musste 9:49 (bei 160m Höhe) für den wohlverdienten 1000er in der Luft bleiben. Auf dem weitläufigen Gebiet der Kulmbacher hatte die Thermik viele Möglichkeiten sich zu verstecken. Auch wenn der eine oder andere versuchte durch die Hilfe eines gefiederten Copiloten den siegbringenden Aufwind zu finden, ein Garant für einen 1000er waren diese Helfer nicht.
Während in Erlangen noch Höhen von knapp über 30m für den Sieg im Flyoff gereicht hatten, musste Julian Benz in Kulmbach auf 68m beziehungsweise 61m steigen, um dann knapp vor Andre Ziegler und Bernhard Klar zu gewinnen. Die Jugendwertung gewinnt, wie schon in Erlangen, Friedrich Tharandt vor Anne Janzer und Anna Schütz.
Mit Hans-Joachim Bosch hat jetzt ein international aktiver Wettkampfpilot die Aufgabe des F5J Referenten beim LV-Bayern und DAeC übernommen. Mit ihm zusammen laufen die Planungen für die Saison 2021 inzwischen schon auf Hochtouren. Dabei ist es ihm besonders wichtig, diese Sportart in Zusammenarbeit mit dem DMFV Beauftragten in bewährter Art und Weise national wie international zu vertreten.
Über den Stand der Planungen kann man sich im Internet informieren. Beim DAeC findet man hier https://www.daec.de/sportarten/modellflug/leistungssport/f5-elektrosegelflug/f5j/ die entsprechenden Informationen. Informationen zu den Bavarian Open findet man auf Homepage des Luftsportverbands Bayern unter https://www.lvbayern.de/mitgliederservice/sparten-und-luftsportjugend/modellflug/wettbewerbe/elektroflug/thermikflug-f5j/
Der große Unbekannte in der Planung für 2021 ist natürlich, wie auch dieses Jahr, der Corona-Virus. Die Wettbewerbe in Erlangen und Kulmbach haben aber gezeigt, dass man die gängigen Auflagen erfüllen kann! Man muss dann halt beim „drumherum“ Abstriche akzeptieren und an die Einsicht der Piloten appellieren.
Text: Peter Stöhr
Bilder: Gabi Kislat