„Ich zappe gerade so durch die Kanäle, die AERO fällt leider aus und auch sonst könnten die Inzidenzen uns einen Strich durch viele größere Veranstaltungen machen. Was könnte man also sonst noch machen…?“ So begann dieses Jahr eine der vielleicht nachhaltigsten Werbemaßnahmen für den Luftsport in Bayern.
Aber zurück auf Anfang. Es war nicht irgendjemand, der die Luftsportjugend Bayern im April kontaktiert hat, sondern Judith Spörl. Besser bekannt als „Tante Ju“ oder als die Autorin der Kinderbuchreihe um „Lena fliegt sich frei.“
„Wäre es vielleicht für euch interessant, wenn wir eine Bayern-Lesetour veranstalten? An Flugplätzen und an der frischen Luft könnte das doch klappen?!“ Eine sehr gute Idee, wie wir fanden. Schon bald darauf waren drei Flugplätze gefunden und das Konzept stand. Der Startschuss fiel schließlich am 10. September beim SSV Cham. Mit an Bord war hier die Stadtbibliothek, bei der sich die Chamer Kinder Judiths Bücher jetzt auch ausleihen können. An den beiden nächsten Freitagen folgten der LSC Pfarrkirchen sowie der SFV Bad Wörishofen, jeweils in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kreisjugendring. Der Ablauf war ansonsten auf allen drei Plätzen recht identisch. Die Einladung richtete sich an 7- bis 12-jährige Kinder mitsamt Eltern und Geschwister.
Um 15.30 Uhr ging es los. Etwa 20 Kinder standen am Flugplatz, teils etwas unbeholfen. In der geöffneten Halle waren im Halbkreis um einen Doppelsitzer Sitzkissen und Bierbänke aufgebaut, außerdem Roll-Ups und einige Bücher. Dazwischen einige suchende Kinderblicke. Eine Person fehlte nämlich noch: Judith. „Kommt mal alle mit raus, wir haben gerade über Funk gehört, dass die Tante Ju gleich mit dem Flugzeug kommt!“ Große Augen bei den Kindern, als die Autorin vor ihren Augen eingeflogen wurde – naja, zumindest für die Story. Muss ja keiner wissen, dass der Motorsegler mit der Autorin erst kurz vorher am selben Flugplatz gestartet ist. Aber eins war sicher – die Aufmerksamkeit der Kinder hat sie damit definitiv gewonnen und so konnte die Lesung beginnen. „Lena fliegt sich frei… aber was bedeutet denn “sich freifliegen” eigentlich?“ – und schon wurden die Kinder von der Autorin in eine Welt entführt, die sie bis dahin nicht kannten – den Flugplatz. Spielerisch und mit einigen Erklärungen erfuhren sie, wie Lena zum Fliegen kam, den ersten Start machte, und schließlich allein fliegen durfte. Anschließend folgte die Geschichte von Jonas. Die Atmosphäre direkt am Ort des Geschehens ist natürlich etwas Besonderes. Da steht die Autorin beim Vorlesen direkt neben der ASK 21, die sogar im Buch vorkommt (okay, an zwei von drei Plätzen war es ein Twin, aber was solls ????), und darüber hängt die Ka8 an der Decke – die auch im Buch vorkommt! Es erstaunt uns immer noch, wie lange eine Gruppe von 20 Kindern stillsitzen und zuhören kann.
Nach einer Stunde zuhören und als die Kinder dann doch langsam etwas unruhig wurden, durften sie schließlich selbst aktiv werden. An den verschiedenen Stationen des Juniorpilotenscheins des LVB konnten die Kinder Wurfgleiter basteln, einen Flugsimulator selbst steuern, Papierflieger falten und sich im Weitwurf dieser Papierflieger miteinander messen. “Lima, Uniform, Kilo, Alpha, Sierra, zur Landung” hörte man es plötzlich. Wo kam das denn her? Die Lösung war ein kleines blaues Walkie-Talkie. Alle Kinder durften nämlich auch das Funken einmal ausprobieren und ihren eigenen Namen im ICAO-Alphabet buchstabieren. “Lukas, Landung frei” schallte es zurück, zur Bestätigung, dass alles richtig buchstabiert wurde. Das große Highlight war aber freilich, dass alle Kinder selbst mal im Doppelsitzer Platz nehmen konnten. Die leuchtenden Augen der Kinder machten deutlich, dass einige der teilnehmenden Kinder bestimmt noch öfter mit ihren Eltern an den Flugplatz kommen wollen, um die Geschichten, von denen sie an diesem Nachmittag gehört hatten, auch einmal im echten Leben zu sehen.
Übrigens ist eine Fortsetzung der Projekttage für das Jahr 2022 geplant. Interesse? Dann meldet euch gerne mit einer Beschreibung eures Vereins bei der Luftsportjugend!
Alina Rücker, Jonas Blahnik